So, gerade eben wurde es 1.32 Uhr. Der heutige Blog-Eintrag ist getippt und Korrektur gelesen, die Bilder ausgesucht, das Web-Album erstellt, hochgeladen und verlinkt und die Bilder "beschriftet". Mein Vorhaben vor Mitternacht schlafen zu gehen, um morgen früh zeitig ans Werk gehen zu können, ist (mal wieder) kläglich gescheitert ...
Dienstag, 13. November
Tag 2 der London-Reise: Ich bin nach Mitternacht schlafen gegangen und trotzdem schon um 6.15 Uhr munter!? In Dänemark komm' ich nicht vor 8.30 Uhr aus den Federn! Irgendwas stimmt da nicht! Selbst, wenn man die Zeitumstellung einrechnet, wäre es erst 7.15 Uhr! Wieder einschlafen? Keine Chance! Was blieb mir also anderes über, als nach weiteren 30 Minuten und unzähligen gescheiterten Versuchen wieder einzuschlummern, aufzustehen. Einfach nur so im Bett liegen - das kann ich nicht. Nachdem jede kleinste Bewegung mit einem gar nicht dezenten Quietschen des Bettes quittiert wird, habe ich mich dementsprechend langsam aus dem Bett begeben und beschlossen mit einem kleinen Spaziergang die nähere Umgebung zu erkunden. Mit den anderen vier Murmeltieren (mein Bruder war auch schon länger wach) war um die Zeit ohnehin nichts anzufangen.
Also bin ich kurz nach 7 Uhr nach draußen gegangen und in Richtung
Leicester Square spaziert. Gleich um die Ecke unserer Unterkunft gab's eine McDonald's-Filiale. Dort habe ich mir eine heiße Schokolade um 99 Cents gegönnt - als guten Start in einen hoffentlich ereignisreichen Tag. Vielleicht lag es auch an dem Heißgetränk, aber: London gefiel mir um diese Zeit um einiges besser als gestern Nachmittag. Die Strassen waren noch nicht überfüllt und man konnte spazieren ohne, so wie es am Vortag war, ständig ausweichen zu müssen. Die Luft war frisch und klar, da es kurz zuvor geregnet hatte und es herrschte noch nicht diese Hektik, die unausweichlich entsteht, wenn viele Menschen in möglichst kurzer Zeit von A nach B gelangen wollen. Zudem war es auch merkbar wärmer als gestern.
Leicester Square sieht frühmorgens absolut unspektakulär aus und das abendliche Flair (ich war abends nochmals dort) ist natürlich nicht vorhanden: Der Platz ist nicht in das diffuse Licht gehüllt, dass abends hauptsächlich von der Beleuchtung den Restaurants und drei Kinos ausgeht und die Beleuchtung durch ein halbes Dutzend Laternen absolut unnötig macht. Nur ein paar Menschlei, die zielgerichtet ihres Weges gehen oder bereits am Arbeiten sind, waren an diesem Morgen hier - wie z.B. jene beiden, die die Fassade von "Angus Steakhouse" (das übrigens ganz schlechte Kritiken erhielt) mit Wasser und Bürste reinigten.
Mein Rückweg war eine Art Halbkreis bis zur
Regent street. Dabei habe ich die großen Strassen stets gemieden und bin ausschließlich durch die kleinen Gassen gewandert. In der Hoffnung Dinge zu entdecken, die dem Durchschnittstouristen entgehen. Selbst in den kleinsten, verwinkelten Gassen findet man dort winzige Restaurants, die ein
"Continental breakfast" (also jene Variante, die für den Standard-Europäer-Magen empfehlenswert ist und im Gegensatz zum "English breakfast" der Marke "Magenverstimmung" steht) anbieten. Allerdings langen auch die "Kleinen" ganz schön zu: Für ein "Contintental breakfast" legt man in einem 08/15-Schuppen schnell mal 6 Pfund hin (als Untergrenze!) hin. Mein Erkundungs-Morgenbummel dauerte etwas mehr als eine Stunde - und diese eine Stunde für mich selbst war nach dem gestrigen Tag äußerst erholsam ...
Somit war ich kurz nach 8.15 Uhr wieder in unserem Zimmer. Situation unverändert. Arbeitstitel dieser Szene: "Vier Schlafmützen in London". Nachdem wir vereinbart hatten, dass wir das Sightseeing-Programm als Gruppe unternehmen, mussten wir (Christian war natürlich auch schon fertig) ein wenig nachhelfen, um die Schlafmützen wach zu bekommen.
Schließlich waren dann doch alle gegen 9.15(!) Uhr vor dem Hostel. Unser Frühstück haben wir in einem kleinen Café in der
Regent street eingenommen. Ich hab' allerdings nur eine heiße Schokolade getrunken - bei den Preisen für eine Standard-Frühstück eine günstige Alternative. Dazwischen sind Christian und ich zur Bank gegangen, um einen nicht mehr gültigen Geldschein aus dem Jahre Schnee umzutauschen. Auf dem Rückweg haben wir eine der Szenen gesehen, die in London alltäglich sind. Ein Fußgänger, der unbedingt noch vor dem herannahenden Auto die Strasse überqueren musste. Dies wurde von dem Fahrzeuglenker, der voll auf die Bremse steigen musste, mit zwei nicht so netten Worten, eines beginned mit "F", und einem darauf folgenden Schimpfworte-Schwall bedacht. Und mein lieber Bruder, goschert wie immer, muss natürlich dem Fahrer, der ohnehin schon mit rotem Kopf in dem Fahrzeug sitzt, auch noch ein heiteres "Come on!" an selbigen werfen. Damit wurde der erste Fußgänger natürlich uninteressant und Christian mit einer anderen, netten Variation des "F"-Wortes bedacht. Soviel zu einer der ersten sprachlichen Interaktion meines Bruders mit einem Engländer =8-O Leider stieg der Londoner Hitzkopf nicht aus ... denn sonst hätte ich sofort meine Kamera gezückt und an dieser Stelle nette Bilder liefern können. Titel: "Kampf der Titanen: Österreichischer Mehlspeisentiger gegen englischen Kampfterrier!" 8-)
So, nachdem ohnehin schon viel zu viel Zeit ungenützt verstrichen ist, sind wir dann endlich Richtung
Green Park aufgebrochen. Auf dem Weg dorthin haben wir
St. James Square gekreuzt und sind auch am Haupteingang des
St. James Palace (war bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Residenz des jeweiligen Monarchen in London) vorbeigekommen. Wir sind an der Südseite des
Green Parks (von wo wir auch das
Queen Victoria Memorial und den
Buckingham Palace sehen konnten) bis zum einem der Ausgänge im Nord-Westen marschiert. Dort befinden sich die Memorial Gates und der
Duke of Wellington Place mit der
Wellington Arch, New Zealand War Memorial, AustralianWar Memorial, Machine Gun Corps Memorial, Royal Artillery Memorial und der
Wellington Statue.
Zur gleich Zeit als wir den Platz überquerten, um zum Hyde Park zu gelangen, ritten ungefähr 15
Lifeguards (die ich im letzten Beitrag erwähnte) durch die
Wellington Arch, um dann über die
Constitution Hill in Richtung
Buckingham Palace zu entschwinden. Nach dieser unerwarteten Einlage sind wir dann im
Hyde Park gewesen und haben doch tatsächlich den
Speaker's Corner verfehlt. Kein Wunder - das ist nicht mehr als eine asphaltierte Ecke im
Hyde-Park, die sich weder durch Schilder noch durch eine sonstige Auffälligkeit hervortut. Eine Rede wollte an diesem Tag auch keiner halten. Vom
Speaker's Corner hatte ich mir mehr erwartet als nur ein Fleckchen Beton ...
Das Wetter an diesem Tag war übrigens ein "typisches Londonwetter": Fast ständig bewölkt, wenig bis viel Regen mit einer Prise Sonnenschein. Wir sind ziemlich lange im (äußerst großzügig angelegten)
Hyde Park herumspaziert und erst gegen 12.30 Uhr bei strömenden Regen am
Buckingham Palace eingetroffen. Dort hatte ja bereits um 11.30 Uhr die Wachübergabe begonnen. Inzwischen war auch beinahe das Ende erreicht und ich konnte einige Bilder von den Wachen knipsen, die den Palast verließen - ohne mir dort die Beine in den Bauch zu stehen. Vorher gab's keine Möglichkeit, da berittene Polizei den Haupteingang frei hielt und an den zugänglichen Stellen drei oder mehr Menschenreihen den Zaun belagerten. Während des kurzen Warten konnte ich auch das
Queen Victoria Memorials, das sich ja direkt vor dem Palast befindet, ablichten. Leider sind die Bilder aufgrund der Wetterlage nicht so schön geworden ...
Anschließend sind wir durch den
St. James Park bis zur Themse (auf Höhe des
London Eye) und von dort dem Ufer entlang bis zur
Tower Bridge spaziert. Dabei sind wir unter anderem über eine Nachbildung der
Golden Hinde von Sir Francis Drake (erster Engländer, der mit diesem Schiff die Welt umsegelte) und das
Clink Prison Museum "gestolpert". Sobald wir der
Tower Bridge nahe genug waren, wollte natürlich jeder ein Bild von sich und diesem berühmten Motiv haben. Nachdem wir dann die Brücke überquert haben, fanden wir, eigentlich per Zufall, unterhalb der Brücke (natürlich schon auf dem Festland ;-) ein Cafè. Dort gab's doch tatsächlich Sandwichs um 1 Pfund - in London eine Okkasion! Richtig hungrig war ich eigentlich nicht, aber dieses Schnäppchen konnte ich nicht ungenutzt vorüberziehen lassen - und hab' gleich zwei große Sandwiches "auf Vorrat" gemampft. Und irgendwie werd' ich das Gefühl nicht los, dass ich diese Vorrat immer noch an meinen Hüften herumschleppe ;-)
Nur einige Hundert Meter (falls überhaupt) entfernt, wartete bereits der
Tower of London. Mittlerweile setzte die Abenddämmerung merkbar ein. Unser Gewaltmarsch setzte sich trotzdem über die
Great Tower Street und die
Canon Street bis zur
St. Paul's Cathedral und weiter über die
Fleet Street zum
Royal Court of Justice fort. Von dort steuerten wir als letztes Ziel des Tages das
British Museum an.
Abends haben die anderen ein Musical besucht. Als Kinofan wollte ich unbedingt in einem großen Londoner Kino einen Film sehen und hab' meinen Bruder zu "30 Days of Night" überredet. Leider wurde der Film im Odeon Kino an der
Leicester Square an dem Tag nicht abends gezeigt (nur eine Vorstellung um 14.30 Uhr!), sondern im kleinen "Odeon Mezzanine" (eine Art Nebenkino). Trotzdem hätte der Ticketpreis 12.50 Pfund betragen! Aus Neugier habe ich mich dann noch im Foyer des Empire Kinos umgesehen. Dort gibt es überhaupt kein Kassenpersonal mehr. Man kann die Tickets ausschließlich am Automaten kaufen und wird nur noch beim Betreten des eigentlichen Kinobereichs kontrolliert. Die Sitzplatzwahl dürfte offensichtlich frei sein (wie z.B. in Kanada) - wer zuerst kommt, sichert sich die besten Plätze. Detail am Rande: In den hiesigen Kino werden zwei Beginnzeiten angegeben: Jene, für die Trailer vor dem Hauptfilm und eben jene Zeit, zu welcher der Film tatsächlich startet ...
Bilder-Album: London Tag 2Obwohl unsere Beine vom vergangenen Tag bereits schwer wie Blei waren, beschlossen wir noch ein wenig durch die Stadt zu spazieren und ich konnte dabei einige nette Aufnahmen von "London bei Nacht" machen ...
Die zurückgelegte Distanz unserer Ein-Tages-Odyssee (per Google-Map errechnet) lag bei ca. 20 km - allerdings entspricht dies nur direkten Verknüpfung der von Christian und mir besuchten Orte auf der Karte. Somit haben wir während sicherlich weitaus mehr Meter zurückgelegt. Da verwundert es nicht, dass mein Bett, das mir gestern noch etwas Unbehagen bereitete, plötzlich in einem anderen Licht erschien. Trotz des Gedankens, dass in meiner Matraze wahrscheinlich mehr Milben herumwuseln als im inneren Bezirk von London Menschen leben, entschlummerte ich sanft, um gestärkt Tag 3 in Angriff zu nehmen ... alles nur eine Frage der Perspektive 8-)
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