Montag, 17. September 2007

Der "Dinner Club"

Wieder ist eine Woche vergangen. Bis zum Donnerstag gibt's mehr oder weniger nichts zu berichten, da ich bis dahin ja unfreiwillig zuhause bleiben mußte ...

An dieser Stelle möchte ich gleich einen Teil einer Mail einfügen, die mir mein Professor diese Woche geschickt hat und die zeigt, dass es hier in Dänemark ein wenig anders zwischen Studenten und Professoren zugeht - auch wenn es in dieser Form wahrscheinlich eine Ausnahme ist;-)

"Lieber Michael! ... Damit Du Dich nicht als verweichlichter Schwächling fühlst, der mit dem etwas rauherem Klima hier nicht zurecht kommt ... möchte ich Dich wissen lassen, dass sich drei weitere Kollegen krank gemeldet haben ;-) ... liebe Grüße, Henrik!"

Na, wenn das nicht aufmunternde Worte sind, meines lieben 'Supervisors' sind. An dieser Stelle sei vermerkt, dass ich natürlich dementsprechend geantwortete habe. Auf jeden Fall macht's Spass, wenn man seinem Professor auch mal verbal "einschenken" darf ohne Konsequenzen befürchten zu müssen =8-)

Donnerstag abends haben wir uns zum Küchentreffen eingetroffen, um bei Kaffe (in meinem Fall ein Glas Milch ;-) und Kuchen einen neuen "Køkkenkongen" (Küchenkönig) zu wählen und diverse andere Dinge zu besprechen, die alle hier betreffen. Erklärung: Der Küchenkönig ist zuständig für die Verwaltung der Finanzen und für Organisation administrativer Dinge jedweder Art.

Freitags habe ich dann mittags kurz das Insitut besucht und beim Mittagessen mit ein paar Kollegen geplaudert. Dabei habe ich erfahren, dass unser EDV-Admin seit den 90ern ein Internet-Cafe (mit einem Partner), quasi nebenbei, besitzt, in dem die neuesten Games gezockt werden. Und das von 8 - 22 Uhr. Realisiert wurde das Ganze mit einer eigens entwickelten Oberfläche, Scripts, die virtuellen CDs 'mounten' - und alles ist online wartbar! Awesome!!! Ich hab' schon versprochen, dass ich demnächst einen Besuch abstatten werde!-)

Ab 16.30 Uhr war ich dann vor Ort bei Danmarks største Fredagsbar (Dänemark's größter Freitagsbar). Dort hab' ich mich mit dann vorerst mit Sabrina, Tobi, Anne, Katharina (alle D), Emi (FIN), Maurice (SIN) und Katrina (CAN) getroffen. Im Laufe des Tages bzw. Abends variierte die Gruppenzusammensetzung natürlich ständig. Man plauderte mal hier & mal dort, traf ständig auf andere Kollegen und Freunde, die man schon kannte und lernte auch neue kennen.

Mittelpunkt der "Fredagsbar" war ein riesiges Zelt wo nachmittags Schach (auf herkömmliche Weise oder mit großen Figuren auf dem Rasen) und Tischfussball gespielt wurde. Zu Ersterem: Keine Ahnung wie die Spieler sich bei dieser extrem lauten Musik konzentrieren konnten. Zu Letzterem: Der Tisch war ungefähr ... zwei- bis dreimal so lange wie üblich. Ich hatte den undankbaren Job des Torwarts bzw. der ersten Verteidungslinie. Ich war ja schon als Vereinspieler dazu da, Tore zu machen und nicht um welche zu verhindern... auf dieser Position kann man ja nur verlieren!-)

Außerdem gab's diverse Sportgeräte zum Ausprobieren, es wurde Fussball gespielt und überall gab's Bier. Später am Nachmittag wurde es dann ziemlich kühl und windig. Ich hab' zwar verzweifelt danach gesucht, aber es gab keine Möglichkeit irgendwo ein warmes Getränk aufzutreiben. Bier, Bier, Bier ... wohin das Auge reichte!

So, gegen 8 Uhr sind wir dann mit Ben (AUS), Allison, Janet (beide CAN), Terry (IRL) und Elina (FIN) zur Wohnung der beiden Letztgenannten gegangen, um uns bei heißem Tee ein wenig aufzuwärmen. Dort angekommen habe ich erstmals ein Apartment gesehen, dass mir doch tatsächlich noch weniger zusagte als meines. Alles war sehr beengend (ich weiß nicht ob ich's dort lange ausgehalten hätte), nicht in bestem Zustand und vor allem die Küche winzig. Zudem ist unsere Miete in etwa gleich hoch. Aber in Vergleich zu ihrem winzigen Apartment kann ich mich in den "weitläufigen Hallen" unserer Gemeinschaftsräume ja fast verlaufen 8)

Es wurde dann über Politik, natürlich auch über Dänemark, über die Heimatländer von uns allen im Allgemeinen und die sprachlichen Unterschiede zwischen Kanadiern und Australiern im Speziellen diskutiert. Alle waren sich einig: Die Schotten versteht keiner!-)

Samstag hab' ich dann alles nachgeholt, was ich zuvor nicht machen konnte: Lebensmittelvorräte auffüllen, Wäsche waschen, etc. Für den Abend waren keine Aktivitäten geplant. Das war mir diesmal aber auch ganz recht, weil ich den Abend eher gemütlich gestalten wollte.

Ach ja - diese Woche war ich zum Küchendienst eingeteilt. Neben den Dingen, die man jeden Abend machen sollte (Küche aufräumen, Tische reinigen, etc.), muß man Sonntags eine Liste an Aufgaben abarbeiten, die genau definiert sind. Als da wären: Beide Herde, den Mikrowellenherd und beide Toaster reinigen; den Boden im Fernseh- und Speisezimmer sowie in der Küche fegen und waschen, Geschirrtücher und Schürzen waschen, Küchenflächen reinigen, Fenster putzen, Abfall, Altpapier und Flaschen hinaustragen, usw.

Glücklicherweise weiß jeder hier, dass Sonntag der "Kitchen duty day" ist. Denn ansonsten müßte ich Angst haben, dass mich jemand für einen Alkoholiker hält - bei der Anzahl an leeren Flaschen von Spirituosen aller Art, die ich entsorgen mußte. Unglaublich, was die in einer Wochen saufen ... ja, richtig gelesen: saufen nicht trinken ... ist eigentlich unfassbar! =8-O

Naja, genug gelästert über die allwöchentlichen dänische Trinkgelage! Abends war ich dann zum Abendessen eingeladen und hab' wieder neue Leute kennengelernt: Jon aus Island und Ann aus Finnland. Der Abend war wieder sehr lustig, das Essen gut und die Leute nett. Im Verlauf des Abends haben wir uns dann entschlossen eine Art "Dinner Club" zu gründen und auch gleich einen Plan erstellt. Nächste Woche kocht Elaine (CAN), an meinem Geburtstagswochenende darf ich mein Glück versuchen, Judite (LET) die Woche darauf an Ihrem, usw. Diesmal gibt's kein Entrinnen mehr - jetzt muß ich versuchen ein halbwegs schmackhaftes Mahl zu kochen. Ich hoffe, dass mich meine Klub-Kollegen wegen meiner kümmerlichen Kochkünste nicht anschließend hochkant aus selbigen werfen 8)

So, inzwischen sollte sich meine letzte Aufgabe des Küchendienstes von selbst erledigt haben, sprich: die Geschirrtücher im Trockner bereits "abholbereit" sein. Ich werde anschießend zum Institut fahren, um mir u.a. wieder ein verbales Scheingefecht mit meinem Professor zu liefern ;-)

Anschließend hab' ich heute ab 17 Uhr in der Stadt meinen ersten Termin für den Sprachkurs am Sprogcenter (bis ca. 19.20 Uhr) und in den nächsten Tagen sollte ich meine Zuteilung für das "Language tandem" erfahren ... langweilig wird mir also sicher nicht werden!-)

Liebe Grüße an Euch alle!

Michael